CHRONISCHER SCHMERZ
Was ist akuter Schmerz?
Schmerzempfindung ist zunächst einmal überlebensnotwendig. Akute Schmerzen als Symptom haben eine Warnfunktion und schützen somit den Körper. Diese Art Schmerzen kennt jeder: Beispielhaft seien Bauchschmerzen bei akuter Blinddarmentzündung, Zahnschmerzen bei Karies, Sonnenbrand, schmerzender Knöchel nach Verstauchung sowie Schmerzen bei Knochenbrüchen genannt.
Nach Beseitigung oder Behandlung der Ursache klingen akute Schmerzen in angemessener Zeit ab und werden schnell vergessen.
Was sind dann chronische Schmerzen?
Chronische Schmerzen haben diese Warn- und Schutzfunktion komplett verloren und stellen eine eigene Erkrankung dar.
Die Schmerzerkrankung besteht oft über Jahre. Viele Betroffene haben eine Odyssee an Arztbesuchen und Untersuchungen hinter sich, ohne dass es zu einer Linderung der Schmerzerkrankung gekommen ist. Die Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben führen zu erheblichem Leid für den Betroffenen selbst und sein Umfeld.
Nach der Definition der internationalen Schmerzgesellschaft (IASP) ist Schmerz ein unangenehmes Sinnes-und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder potentiellen Gewebeschädigung einhergeht, beziehungsweise mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.
Was bedeutet also chronischer Schmerz?
Chronischer Schmerz wird nicht nur als körperliche Erkrankung, sondern auch als Krankheit mit seelischen Anteilen dargestellt. Damit bedarf die Behandlung der Schmerzkrankheit einer ganzheitlichen Herangehensweise unter Einbeziehung von unterschiedlichen ärztlichen, psychologischen und bewegungstherapeutischen Ansätzen.
Welche Schmerzarten gibt es?
Es ist für die Behandlung wichtig, verschiedene Schmerzarten genau zu unterscheiden.
Nervenschmerzen ( neuropathische Schmerzen) entstehen, wenn Nerven verletzt bedrängt oder geschädigt sind. Diese Schmerzen werden häufig mit den Worten kribbelnd, brennend, einschießend, schraubstockartig beschrieben. Leichte Berührungen auf der Haut werden als Schmerz und sehr unangenehm empfunden . Häufig ist auch die Körperwahrnehmung verändert. (Bsp.:Der Fuß/die Hand fühlt sich dick und plump an, obwohl er genauso aussieht wie der andere Fuß/die andere Hand).
Die Ursachen für Nervenschmerzen sind vielfältig: Bandscheibenvorfälle, Unfälle mit Nervenbeteiligung, Amputationen, Stoffwechselstörungen, Durchblutungsstörungen, Infektionen, Tumorerkrankungen und Vergiftungen können zu schmerzhaften Nervenschädigungen führen.
Viele neurologische Krankheitsbilder können auch Nervenschmerzen hervorrufen: Schlaganfall, Multiple Sklerose, M.Parkinson, amyotrophe Lateralsklerose/ALS,
Nozizeptorschmerz
Als Nozizeptorschmerz werden Schmerzen bezeichnet, die von speziellen Nervenzellen zum Gehirn weitergeleitet werden. Die speziellen Zellen (Nozizeptoren) sind in Knochen, Bändern, Gelenken, Haut und Muskeln vorhanden. Diese Schmerzen bezeichnet man als somatische Schmerzen.
In den inneren Organe sind ebenfalls Nozizeptoren vorhanden. Wenn dort die speziellen Nervenzellen erregt werden, spricht man von Eingeweideschmerzen.
Was sind Eingeweideschmerzen?
Eingeweideschmerzen (viszeraler Schmerz)
Als Eingeweideschmerzen werden Schmerzen beschrieben, die durch Bedrängung der Bauchorgane entstehen. Auch Verwachsungen durch stattgehabte Operationen, Entzündungen oder zyklische Einblutungen durch Endometriose können zu viszeralen Schmerzen führen.
Beispiele für Eingeweideschmerzen sind.
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Verwachsungsbauch
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Reizdarm
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Verstopfung
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Krebserkrankungen mit Befall der inneren Organe
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Bauchwassersucht
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chronische Magenschleimhautentzündung
Wie äußern sich Eingeweideschmerzen?
Im Gegensatz zu anderen Schmerzen sind Eingeweideschmerzen eher schlecht zu lokalisieren und werden oft im gesamten Bauchraum empfunden. Sie haben häufig Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüche, Herzrasen, Blutdruckveränderungen.
Die Schmerzen werden als dumpf, ziehend, drückend oder wellenförmig beschrieben
Wie behandelt man Eingeweideschmerzen?
Gegen Eingeweideschmerzen werden physikalische, psychologische und medikamentöse Therapien zur Linderung eingesetzt. Wir legen dabei großen Wert auf eine abgestimmte Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Haus-und Facharzt.
Was sind somatische Schmerzen?
Somatische Schmerzen sind Schmerzen des Skeletts, der Muskeln, Sehnen, Bändern, Gelenke und der Haut.
Beispielhaft sind folgende Erkrankungen zu nennen:
chronischer Kreuzschmerz
Gelenkverschleiß (Arthrose)
Rheuma
Gicht
Wie werden somatische Schmerzen behandelt?
Viele Menschen, die unter Schmerzen des Bewegungsapparates leiden, haben Sorge, durch Bewegung und Belastung ihre Schmerzen möglicherweise zu verstärken.
Die Schmerzforschung hat jedoch festgestellt, dass eine individuelle Bewegungstherapie mit Aufbau von stützender und stabilisierender Muskulatur die Schmerzen des Bewegungsapparates längerfristig bessern, die Beweglichkeit zunimmt und somit die Lebensqualität steigt.
In manchen Fällen sind Schmerzmedikamente ergänzend sinnvoll.
Viele Patienten profitieren von einem multiprofessionalen Ansatz (also viele unterschiedliche Fachrichtungen, die alle Facetten des Schmerzerlebens berücksichtigen).
Deshalb arbeiten wir mit schmerztherapeutisch orientierten Verhaltenstherapeuten zusammen. Diese psychologische Schmerztherapie kann helfen, die Schmerzerkrankung besser zu verstehen, alte Überzeugungen über Bord zu werfen (“bloß nicht bewegen, schonen “) und wieder die Zügel in die Hand zu nehmen, damit der Schmerz nicht das Leben bestimmt.
Wir behandeln unsere Patienten in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Haus- und Fachärzt:innen.